Ein Ereignis, das unsere normalen Bewältigungsstrategien überfordert, hat das Potenzial ein Psychotrauma auszulösen. Dazu gehören nicht nur Naturkatastrophen und Großschadensereignisse wie zum Beispiel Massenkarambolagen, Großbrände, Massenpaniken. Auch im beruflichen Alltag gibt es schwerwiegende Ereignisse, die für den direkt Betroffenen oder unmittelbaren Zeugen wie eine Katastrophe wirken.

Dies können sein:

  • Suizide auf Schienen
  • Schwerer (Arbeits-) Unfall
  • Raubüberfall
  • Bedrohung mit einer Waffe
  • Starke körperliche Gewalt

Von einem Trauma spricht man unter anderem dann, wenn folgende Punkte zutreffen:

  • Das Erleben von tatsächlichem oder drohendem Tod, schwerer Verletzung oder einer sonstigen Gefahr für die Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer.
  • Begleitet mit dem Wahrnehmen von Hilflosigkeit, starkem Entsetzen oder starker Angst.

Der Betroffene erlebt sich während und unmittelbar nach diesem plötzlichen und unerwarteten Ereignis in einer Schockphase. Dies äußert sich zum Beispiel im Gefühl wie betäubt oder desorientiert zu sein. Äußerlich kann der Betroffene jedoch ruhig und gefasst wirken.

Unmittelbar nach dem extremen Ereignis beginnt die Schockphase in der der Betroffene durch Ausschüttung von Stresshormonen Belastungsanzeichen, sogenannte akute Belastungsreaktionen, zeigt. Diese Phase kann Stunden bis zu zwei Tage betragen.

Nach der Schockphase folgt die Verarbeitungsphase; diese dauert bis ca. 6 Wochen. Die Phase verläuft wellenartig und geht von einer Überregung bis hin zu einer Vermeidungshaltung. Diese Phase dient der Verarbeitung des Erlebten und wird von weiteren Belastungsreaktionen begleitet.

Zum Ende der Verarbeitungsphase folgt die Erholung; in dieser Phase ist das Erlebte verarbeitet und wird in den Lebenslauf integriert. Es zeigen sich keine Belastungsreaktionen mehr.

In der Vielzahl der Fälle wird das Ereignis so verarbeitet. Je nach Studie entwickelt sich bei ca. 6-9 % der Betroffenen eine Belastungsstörung, die sich unbehandelt chronifizieren kann und somit zu einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wird.

Im Idealfall wird der Betroffene unmittelbar nach dem Ereignis durch psychologische Ersthelfer entlastet und stabilisiert. Danach folgt die weitere Betreuung durch psychologische Fachkräfte, die entsprechend zeitnah intervieren können, falls sich eine Belastungsstörung entwickelt.

 

 Ablauf Trauma

 

Der Betroffene eines traumatischen Ereignisses sollte bestenfalls direkt am Ort des Geschehens betreut werden. Dazu bieten sich geschulte Mitarbeiter ihres Unternehmens, sogenannte psychologische Ersthelfer/Innen, an, die in diesem Fall nur die Aufgabe wahrnehmen, sich um den Betroffenen zu kümmern und ihn nicht alleine zu lassen.

Die Aufgaben der psychologischen Ersthelfer sind folgende:

  • Kontaktaufnahme mit dem Betroffenen
  • Falls erforderlich und noch nicht geschehen, medizinische Hilfe anfordern
  • Aus der Situation führen und äußere Sicherheit herstellen
  • Emotionale Entlastung gewährleisten
  • Auf Informationen des Betroffenen eingehen und über normale Stressreaktionen in dieser Situation und weiteren Ablauf der betrieblichen Vorgehensweise informieren
  • Nach Absprache mit dem Betroffenen ggf. Information der Angehörigen
  • Begleitung zum Arzt oder in das private Umfeld
  • Ggf. Entwickeln einer Bewältigungsstrategie für die Nacht oder Einleitung einer weiterführenden psychologischen Unterstützung, falls diese notwendig sein sollte.

Nach diesen Erstmaßnahmen sollte eine weitere Begleitung durch psychosoziale Fachkräfte und/oder Psychotherapeuten erfolgen. In der Regel hat Ihre Berufsgenossenschaft/Unfallkasse Kontaktdaten oder sogar Angebote.